13. August 2025

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Franca Helfert

Berufliche Auszeit für Weiterbildung: Alle Möglichkeiten im Überblick

Eine berufliche Auszeit kann der ideale Zeitpunkt sein, um sich weiterzubilden, neue Kompetenzen zu erwerben oder vorhandenes Wissen zu vertiefen. Laut Deutschem Gewerkschaftsbund sind 77 % der Beschäftigten in Deutschland an Fortbildungen interessiert. Trotzdem nutzen nur wenige die bestehenden Angebote. Dabei gibt es zahlreiche Modelle, um eine Weiterbildung im Beruf oder außerhalb gezielt zu planen und finanziell abzusichern.

Sabbatical: die organisierte Auszeit

Ein Sabbatical ist eine längere, individuell vereinbarte Freistellung vom Job. Die Dauer kann mehrere Monate bis zu einem Jahr betragen. Genutzt wird es häufig für berufliche Fortbildungen, Studienaufenthalte oder persönliche Projekte.
Da es keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical gibt, muss es direkt mit dem Arbeitgeber vereinbart werden. Ohne gesonderte Finanzierung bedeutet ein Sabbatical in der Regel unbezahlte Freistellung. Wer Einkommensausfälle vermeiden möchte, sollte frühzeitig ein Finanzierungsmodell etwa über ein Langzeitkonto einplanen.

Bildungsurlaub: gesetzlich geregelte Weiterbildung

In 14 von 16 Bundesländern haben Beschäftigte einen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub, in einigen Regionen auch Bildungsfreistellung oder Bildungszeit genannt. Dabei handelt es sich um bezahlte Zusatzurlaubstage für anerkannte Weiterbildungen, die nicht vom regulären Erholungsurlaub abgezogen werden.

Der Anspruch umfasst in der Regel fünf Tage pro Jahr oder zehn Tage innerhalb von zwei Jahren. Die Inhalte können fachlich oder politisch ausgerichtet sein und müssen nicht zwingend im direkten Zusammenhang mit der aktuellen beruflichen Tätigkeit stehen. Während des Bildungsurlaubs zahlt der Arbeitgeber Gehalt oder Lohn weiter, so wie bei regulären Urlaubstagen. Die Kosten für Kursgebühren, Lehrmittel, Anreise und Unterkunft tragen die Teilnehmenden selbst, können diese jedoch steuerlich geltend machen.

In Bayern und Sachsen besteht derzeit kein Anspruch auf Bildungsurlaub, in Sachsen ist jedoch ab 2027 die Einführung von drei Tagen pro Jahr geplant.

Langzeitkonto: das Finanzierungs- und Absicherungsmodell

Ein Langzeitkonto, auch Zeitwertkonto genannt, ist kein eigenständiges Auszeitmodell, sondern das zentrale Finanzierungs- und Absicherungsinstrument, um längere Freistellungen planbar zu machen. Als Anbieter von Zeitwertkonten schaffen wir für Unternehmen und Beschäftigte die Möglichkeit, Arbeitszeitguthaben oder Teile des Gehalts gezielt anzusparen. Das kann in Form von Überstunden, nicht genommenem Urlaub, Sonderzahlungen oder variablen Vergütungsbestandteilen geschehen.

Während einer Freistellung, etwa für eine berufliche Weiterbildung, ein Sabbatical oder eine Pflegezeit, wird das angesparte Guthaben monatlich wie ein reguläres Gehalt ausgezahlt, inklusive aller Sozialversicherungsbeiträge. Dadurch bleiben Einkommen, Rentenansprüche und Krankenversicherungsschutz vollständig erhalten.

Der große Vorteil: Mit einem Zeitwertkonto lassen sich nicht nur geplante Auszeiten finanzieren, sondern auch Versorgungslücken vermeiden, die bei unbezahlter Freistellung entstehen würden. Unternehmen profitieren von einer höheren Mitarbeiterbindung und einer klaren, rechtssicheren Regelung, während Beschäftigte maximale Flexibilität und Planungssicherheit erhalten.

Zeitwertkonten eignen sich nicht nur für Fortbildungen, sondern ebenso für Elternzeiten, Pflegezeiten oder den gleitenden Übergang in den Ruhestand.

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Teilzeitmodelle: flexible Weiterbildung neben dem Job

Eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit kann ausreichend Freiraum schaffen, um eine Weiterbildung ohne komplette Berufspause zu absolvieren. Teilzeitmodelle können dauerhaft oder befristet vereinbart werden und ermöglichen es, Lernphasen besser in den Alltag zu integrieren. Sie lassen sich zudem mit einem Langzeitkonto kombinieren, um Einkommensverluste auszugleichen und die finanzielle Belastung zu reduzieren.

Der Vorteil liegt in der besseren Vereinbarkeit von Arbeit, Weiterbildung und Privatleben. Gleichzeitig sollten jedoch mögliche Nachteile bedacht werden: Weniger Arbeitszeit bedeutet in der Regel ein niedrigeres monatliches Einkommen und geringere Einzahlungen in die Rentenversicherung. Dadurch kann sich die spätere Altersrente verringern. Eine sorgfältige Planung, gegebenenfalls in Abstimmung mit der Personalabteilung oder einer unabhängigen Beratung, hilft, die passende Balance zwischen Lernzeit und finanzieller Absicherung zu finden.

Staatliche Fördermöglichkeiten

Für Weiterbildungen stehen in Deutschland zahlreiche staatliche Förderinstrumente zur Verfügung, die sich je nach Zielgruppe und Situation unterscheiden. Wichtig ist, dass Maßnahme und Anbieter von einer fachkundigen Stelle zugelassen sind und vorab eine Beratung bei der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter erfolgt.

Für Arbeitsuchende und Empfänger von Bürgergeld bietet die Agentur für Arbeit bzw. das Jobcenter den Bildungsgutschein, der die Teilnahme an bestimmten, anerkannten Weiterbildungen ermöglicht. Seit Juli 2023 gibt es zudem das Weiterbildungsgeld in Höhe von monatlich 150 Euro für berufsabschlussbezogene Weiterbildungen. Das Programm Zukunftsstarter unterstützt insbesondere junge Erwachsene, die einen Berufsabschluss nachholen möchten.

Für Berufstätige und Unternehmen gibt es das Qualifizierungschancengesetz, das Weiterbildungen im Zusammenhang mit dem Strukturwandel fördert. In besonderen Fällen kann auch Qualifizierungsgeld gezahlt werden, um Beschäftigte zu unterstützen, deren Arbeitsplatz durch Veränderungen im Unternehmen gefährdet ist. Der Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein (AVGS) ermöglicht darüber hinaus die Teilnahme an ausgewählten Weiterbildungs- und Coachingmaßnahmen.

Für bestimmte Zielgruppen wie Soldat*innen steht der Berufsförderungsdienst (BFD) zur Verfügung, der auf die berufliche Wiedereingliederung nach der Dienstzeit spezialisiert ist. Das Aufstiegs-BAföG unterstützt berufliche Fortbildungen, die zu einem Aufstiegsabschluss führen, wie Meisterkurse oder Fortbildungen zum Fachwirt.

Fazit: das passende Modell wählen

Dass 77 % der Beschäftigten an Fortbildungen interessiert sind, macht deutlich: Weiterbildung ist kein Randthema, sondern ein zentrales Bedürfnis in der Arbeitswelt. Die verfügbaren Modelle bieten unterschiedliche Stärken:

  • Sabbatical regelt die Auszeit selbst und schafft Raum für intensive Lernphasen.
  • Langzeitkonto sorgt für finanzielle und soziale Absicherung während längerer Freistellungen.
  • Bildungsurlaub ermöglicht eine gesetzlich verankerte, kompakte Weiterbildung.
  • Teilzeitmodelle bieten eine kontinuierliche Möglichkeit, Lernen in den Arbeitsalltag zu integrieren.

 

Wer diese Optionen geschickt kombiniert, kann Weiterbildung planbar, finanziell abgesichert und flexibel gestalten ohne Einkommens- oder Versorgungslücken. Das richtige Zusammenspiel sorgt dafür, dass persönliche Entwicklung und berufliche Stabilität Hand in Hand gehen.