16. Oktober 2025

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Franca Helfert

Zeitwertkonto oder betriebliche Altersvorsorge? Das sind die Unterschiede

Zeitwertkonten und betriebliche Altersvorsorge sind zwei moderne Instrumente, mit denen Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen unterstützen und binden können. Beide fördern finanzielle Sicherheit, unterscheiden sich aber deutlich in ihrem Zweck und ihrer Flexibilität. Während die betriebliche Altersvorsorge eine langfristige Absicherung für den Ruhestand bietet, ermöglicht das Zeitwertkonto mehr Freiheit während des Berufslebens wie zum Beispiel für eine Auszeit, eine Weiterbildung oder einen früheren Übergang in die Rente.

Was ist die betriebliche Altersvorsorge (bAV)?

Die betriebliche Altersvorsorge ergänzt die gesetzliche Rente und zählt zu den wichtigsten Bausteinen der finanziellen Absicherung im Alter. Mitarbeiter*innen können einen Teil ihres Bruttogehalts in eine betriebliche Vorsorgelösung einzahlen. Dadurch reduzieren sich die Steuer- und Sozialabgaben, was den Aufbau einer zusätzlichen Altersrente besonders attraktiv macht. Viele Arbeitgeber leisten darüber hinaus einen Zuschuss, der die Ersparnis weiter erhöht.

Das angesparte Kapital steht in der Regel erst im Ruhestand zur Verfügung. Je nach Modell kann die Auszahlung als monatliche Rente, als Einmalzahlung oder als Kombination erfolgen. Die bAV bietet damit langfristige Sicherheit und sorgt dafür, dass die Rentenlücke im Alter kleiner ausfällt.

Die Durchführung erfolgt über anerkannte Wege wie Direktversicherung, Pensionskasse, Unterstützungskasse, Direktzusage (PensFlex) oder Pensionsfonds. Bei einem Arbeitgeberwechsel kann die Anwartschaft häufig übertragen werden, was aber von den jeweiligen Vertragsbedingungen abhängt.

Die betriebliche Altersvorsorge ist besonders geeignet für Mitarbeiter*innen, die planbar und stabil für den Ruhestand vorsorgen möchten. Sie ist weniger flexibel als ein Zeitwertkonto, bietet aber eine verlässliche, gesetzlich geschützte Grundlage der Altersvorsorge.

Zeitwertkonto (ZWK)

Ein Zeitwertkonto ermöglicht Mitarbeiter*innen, Zeit oder Geldwerte aus dem Bruttogehalt anzusparen und diese später für eine bezahlte Freistellung zu nutzen. Die Beiträge können aus Gehaltsanteilen, Überstunden, Resturlaubstagen oder Bonuszahlungen stammen. Das angesammelte Guthaben wird treuhänderisch verwaltet und sicher angelegt.

Der große Vorteil liegt in der Flexibilität. Beschäftigte können das Guthaben einsetzen, um sich eine berufliche oder persönliche Auszeit zu finanzieren wie zum Beispiel für ein Sabbatical, eine Pflegezeit, eine Weiterbildung oder einen gleitenden Übergang in den Ruhestand. Während dieser Zeit bleibt das Arbeitsverhältnis bestehen, und alle Sozialversicherungsbeiträge werden weitergezahlt. So entstehen keine Lücken im Rentenverlauf oder in der Krankenversicherung.

Das Zeitwertkonto kann außerdem als zusätzliche Vorsorge dienen. Wird das angesparte Guthaben bis zum Renteneintritt nicht benötigt, kann es am Ende der Beschäftigung ausgezahlt werden. Auf diese Weise lässt sich auch mit einem Zeitwertkonto eine finanzielle Reserve für den Ruhestand schaffen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Überblick

Gemeinsamkeiten

Beide Modelle sind Instrumente der betrieblichen Vorsorge und bieten steuerliche Vorteile durch Einzahlungen aus dem Bruttogehalt.
Sie verbessern die finanzielle Absicherung von Mitarbeiter*innen, erhöhen die Arbeitgeberattraktivität und tragen zu einer langfristigen Bindung ans Unternehmen bei.


Unterschiede und ihre Vorteile im Überblick

1. Zweck und Nutzen

  • Die bAV schafft langfristige finanzielle Stabilität im Alter. Sie ist besonders vorteilhaft für Mitarbeiter*innen, die frühzeitig und regelmäßig einzahlen, um von Steuerersparnissen zu profitieren. Arbeitgeber stärken damit ihre Position im Wettbewerb um Fachkräfte, da eine bAV als fester Bestandteil moderner Vergütungspakete gilt.
  • Das Zeitwertkonto ermöglicht dagegen die aktive Gestaltung von Lebensphasen. Es schafft Freiräume für Weiterbildung, Pflegezeiten oder Sabbaticals, ohne auf Einkommen oder Sozialschutz verzichten zu müssen. Für Unternehmen bietet es ein wirksames Instrument zur flexiblen Personalplanung, etwa bei Übergängen in den Ruhestand oder in Projektphasen mit schwankender Auslastung.

2. Verfügbarkeit und Liquidität

  • Bei der bAV ist das Kapital zweckgebunden und bis zum Renteneintritt gesperrt. Das sorgt für Disziplin und langfristige Planungssicherheit, reduziert aber die kurzfristige Verfügbarkeit.
  • Das Zeitwertkonto bietet dagegen echte Handlungsfreiheit: Mitarbeiter*innen können ihr Guthaben in jeder Lebensphase nutzen. Damit wirkt es wie ein „Zeitpuffer“ für das Berufsleben.

3. Arbeitgeberzuschuss und Eigeninitiative

  • Bei der Entgeltumwandlung in der bAV muss der Arbeitgeber in der Regel mindestens 15 % des umgewandelten Entgelts als Zuschuss zahlen, wenn er dadurch Sozialversicherungsbeiträge spart.
  • Beim Zeitwertkonto besteht keine gesetzliche Pflicht für den Arbeitgeber, Zuschüsse zu leisten. Viele Unternehmen entscheiden sich jedoch freiwillig dazu, das Modell durch eigene Beiträge oder Anreize zu unterstützen. Das kann beispielsweise in Form von Bonus-Gutschriften oder zusätzlichen Einzahlungen geschehen, um die Nutzung des Zeitwertkontos zu fördern und die Attraktivität des Benefits zu erhöhen.

4. Flexibilität und Lebensplanung

  • Das Zeitwertkonto ist flexibler und lebensnäher. Es lässt sich an persönliche Lebensziele anpassen – sei es für Familienzeit, berufliche Weiterbildung oder einen gleitenden Übergang in den Ruhestand. Gleichzeitig bleibt die soziale Absicherung vollständig erhalten.
  • Die bAV hingegen punktet mit Langfristigkeit: Sie schützt vor der Gefahr, Erspartes während des Arbeitslebens wieder aufzulösen, und sorgt zuverlässig für zusätzliche Einkünfte im Alter.

Übertragung eines Zeitwertkontos in eine betriebliche Altersvorsorge

Früher war die Übertragung eines Zeitwertkontos in eine betriebliche Altersvorsorge sehr attraktiv. Bis 2009 konnten angesparte Guthaben steuer- und sozialabgabenfrei in eine bAV überführt werden. So war es möglich, ein aufgebautes Wertguthaben direkt in eine zusätzliche Altersversorgung umzuwandeln, ohne steuerliche Nachteile.

Heute gilt eine andere Regelung. Eine Übertragung ist zwar weiterhin erlaubt, wird aber als sogenannter Störfall behandelt. Das bedeutet, dass die übertragenen Beträge sowohl versteuert als auch sozialversicherungspflichtig werden. Dadurch hat diese Möglichkeit für viele Beschäftigte an Attraktivität verloren.

Eine Ausnahme gibt es für Top-Verdiener, die oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze liegen. Da sie ohnehin keine zusätzlichen Sozialversicherungsbeiträge zahlen, kann die Übertragung für sie weiterhin eine sinnvolle Option sein, um das angesparte Guthaben in eine steuerlich geförderte Altersversorgung zu überführen.

In der Praxis empfiehlt es sich, die Umwandlung nur nach sorgfältiger steuerlicher und rechtlicher Beratung vorzunehmen, um Nachteile zu vermeiden.

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Die Kombination von Zeitwertkonto und betrieblicher Altersvorsorge

Die betriebliche Altersvorsorge und das Zeitwertkonto ergänzen sich ideal. Zusammen bilden sie ein Vorsorgekonzept, das den Anforderungen moderner Arbeitswelten gerecht wird. Unternehmen können damit gleichzeitig zwei zentrale Ziele erreichen: die finanzielle Sicherheit ihrer Mitarbeiter*innen im Alter und die Möglichkeit, das Berufsleben flexibler zu gestalten.

Für Beschäftigte bedeutet die Kombination beider Modelle, dass sie ihre individuelle Lebensplanung besser mit ihrer beruflichen Laufbahn in Einklang bringen können. Während die betriebliche Altersvorsorge langfristig die finanzielle Stabilität im Ruhestand sichert, schafft das Zeitwertkonto Freiraum, um das Arbeitsleben flexibel zu gestalten oder den Übergang in den Ruhestand sanft zu vollziehen.

Ein typisches Beispiel ist der gleitende Übergang in den Ruhestand. Mitarbeiter*innen, die über ein Zeitwertkonto verfügen, können bereits einige Monate oder sogar Jahre vor dem regulären Rentenbeginn ihre Arbeitszeit reduzieren oder sich vollständig freistellen lassen. Das Gehalt während dieser Phase wird aus dem angesparten Wertguthaben finanziert. Auf diese Weise lässt sich ein früherer Renteneintritt realisieren, ohne dass eine finanzielle Lücke entsteht oder Rentenansprüche verloren gehen.

Parallel dazu sorgt die betriebliche Altersvorsorge dafür, dass im eigentlichen Ruhestand eine zusätzliche Rente oder Kapitalauszahlung zur Verfügung steht. So entsteht eine kontinuierliche finanzielle Absicherung. Erst durch das Zeitwertkonto im Übergang, anschließend durch die bAV im Rentenalter.

Auch aus Sicht des Arbeitgebers bietet die Kombination zahlreiche Vorteile. Unternehmen, die beide Modelle anbieten, stärken ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt und fördern gleichzeitig eine sozialverträgliche Personalplanung. Mitarbeiter*innen können ihren Ausstieg aus dem Erwerbsleben besser planen, was Nachfolgeprozesse erleichtert und Wissenstransfer im Unternehmen sichert.

Die Kombination aus Zeitwertkonto und betrieblicher Altersvorsorge bietet damit das Beste aus zwei Welten. Sie verbindet kurzfristige Flexibilität mit langfristiger Sicherheit und schafft ein Vorsorgekonzept, das sowohl den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen als auch den strategischen Zielen des Unternehmens gerecht wird.

Fazit

Das Zeitwertkonto schenkt Freiheit im Berufsleben, die betriebliche Altersvorsorge bietet Sicherheit im Alter. Beide Modelle nutzen steuerliche Vorteile und tragen zur Mitarbeiterbindung und Zufriedenheit bei.

Das Zeitwertkonto ermöglicht bezahlte Auszeiten, Weiterbildungen oder einen gleitenden Übergang in den Ruhestand. Wird das Guthaben nicht benötigt, kann es am Ende der Beschäftigung ausgezahlt werden und dient so ebenfalls der Altersvorsorge. Die betriebliche Altersvorsorge dagegen schafft verlässliche finanzielle Stabilität und profitiert vom verpflichtenden Arbeitgeberzuschuss.

Unternehmen, die beide Modelle anbieten, schaffen eine ausgewogene Balance zwischen Flexibilität und Sicherheit und positionieren sich als attraktive Arbeitgeber in einem zunehmend umkämpften Arbeitsmarkt.

PensExpert bietet sowohl Zeitwertkonten als auch betriebliche Altersvorsorge an. Unsere Expertinnen und Experten beraten Sie individuell, wie Sie beide Modelle optimal gestalten und kombinieren können.

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