18. November 2025

|

Franca Helfert

Wie Zeitwertkonten den Übergang in die Rente neu gestalten

 

PensExpert mit GLS Bank und Ortenau Klinikum auf der Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung in Berlin

 

Die Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung in Berlin gilt als eine der wichtigsten Plattformen für Entscheider*innen aus Unternehmen, Politik und Wissenschaft. Drei Tage lang drehte sich alles um moderne Vorsorgemodelle, Fachkräftesicherung und neue Konzepte für die betriebliche Altersversorgung.

 

Mitten in diesem Umfeld setzte PensExpert gemeinsam mit der GLS Bank und dem Ortenau Klinikum ein klares Zeichen für mehr Flexibilität in der Arbeitswelt. Im Forum Zeitwertkonten zeigten Dr. Thomas Haßlöcher Geschäftsführer PensExpert Gruppe, Constantin Schmidt Personaldirektor des Ortenau Klinikums sowie Henning Bernhof und Janina Zajic von der GLS Bank, wie Zeitwertkonten die Brücke in die Rente und durch das gesamte Erwerbsleben schlagen können.


 


 

Brücke in die Rente – “67 ist nur eine Zahl”

 

Im Impuls von Dr. Thomas Haßlöcher stand eine zentrale Botschaft im Mittelpunkt. Die gesetzliche Rente bleibt die Basis, doch der Übergang dorthin braucht mehr Flexibilität. Statt die Zahl 67 als starre Grenze zu akzeptieren, sollen Arbeitgeber und Beschäftigte gemeinsam Wege finden, den Ruhestand gleitend und sozial abgesichert zu gestalten.

 

Dr. Haßlöcher beschrieb die Herausforderungen sehr klar. Prekäre Beschäftigung, hohe Teilzeitquoten, berufliche Auszeiten für Pflege oder Weiterbildung und der Kampf um Fachkräfte treffen auf ein System, das lange von der Vorstellung des durchgehenden Erwerbslebens geprägt war. Gleichzeitig ist die gesetzliche Rentenversicherung ein starkes Fundament, das für eingezahlte Beiträge im Vergleich zu vielen privaten Lösungen eine bemerkenswerte Leistung bietet. Entscheidend wird daher, wie der Zeitraum bis zum individuellen Rentenbeginn gestaltet wird.

 

Zeitwertkonten werden dabei zum strategischen Instrument. Sie erlauben es, Entgeltbestandteile oder Zeitguthaben steuer- und sozialversicherungsbegünstigt anzusparen, um später bezahlte Freistellungen zu finanzieren. Dr. Haßlöcher stellte deutlich heraus, dass es dabei nicht um ein einzelnes Produkt geht, sondern um ein System mit fünf Bausteinen

Dieses System macht Zeitwertkonten für Mittelstand und Großunternehmen gleichermaßen handhabbar. Es schafft Transparenz, standardisiert komplexe Themen und erlaubt eine individuelle Ausgestaltung von der einfachen Freistellung bis hin zu umfassenden Lebensphasenmodellen.


Lebensphasenorientierte Vorsorge statt starrer Erwerbsbiografie

 

Ein roter Faden zog sich durch alle Beiträge im Forum. Denn Vorsorge muss künftig lebensphasenorientiert gedacht werden. Zeitwertkonten bieten dafür die optimale Lösung da sie die Themen betriebliche Altersversorgung, Altersteilzeit, Pflege, Sabbatical, Qualifizierung und Fachkräftesicherung zu einer gemeinsamen Logik verbinden.

 

Dr. Haßlöcher betonte, dass Zeitwertkonten nicht nur den letzten Schritt vor der Rente finanzieren. Sie können in allen Phasen des Berufslebens genutzt werden. Dazu gehören Auszeiten für die Pflege von Angehörigen bei gesicherter Sozialversicherung, für Weiterbildung und Studium, für Auszeiten zur Regeneration, für die Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei teilweisem Lohnausgleich sowie für einen früheren, gleitenden oder stufenweisen Übergang in die Rente

 

So verwandelt sich der abstrakte Begriff Zeitwertkonto in eine klare Chance, eigene Lebenszeit flexibel zu gestalten und gleichzeitig finanziell abgesichert zu bleiben.

Foto: Handelsblatt bAV-Tagung
Foto: Handelsblatt bAV-Tagung
Foto: Handelsblatt bAV-Tagung

📩 Immer auf dem Laufenden bleiben

Bleiben Sie informiert über aktuelle Entwicklungen rund um Zeitwertkonten, betriebliche Altersvorsorge und Insolvenzsicherung.
Unser monatlicher PensExpert Newsletter liefert Ihnen praxisnahe Informationen, Expertenwissen und Impulse für eine moderne Vorsorgegestaltung.

Jetzt kostenlos abonnieren


 

Ortenau Klinikum Zeitwertkonto im Gesundheitswesen

 

Besonders eindrucksvoll wurde diese Idee im Praxisbericht des Ortenau Klinikums. Constantin Schmidt zeichnete ein realistisches Bild der Ausgangssituation im Gesundheitswesen

  • hoher Frauenanteil und sehr viele Teilzeitstellen
  • starke körperliche und emotionale Belastung
  • eine der höchsten Krankheitsquoten aller Branchen
  • Rentenlücken durch Erwerbsunterbrechungen und Teilzeit
  • Wegfall klassischer Altersteilzeitmodelle im öffentlichen Dienst

 

Gleichzeitig hatte das Klinikum ein massives Überstundenproblem. Arbeitszeitkonten waren gut gefüllt, aber ohne klare Perspektive, wie diese Zeitguthaben sinnvoll genutzt oder abgebaut werden können. Die Rückstellungen belasteten die Bilanz und aufgrund der fehlenden Regelungen zum Abbau der Überstunden sahen die Mitarbeiter*innen eher eine Last als eine Chance.

 

Mit Unterstützung von PensExpert, die nach einer europäischen Ausschreibung als ganzheitlicher Umsetzer ausgewählt wurde, hat das Ortenau Klinikum den Weg für einen Neustart geebnet und ein Zeitwertkonto eingeführt. Dieses Konto bündelt Überstunden, variable Einzahlungen und Arbeitgeberzuschüsse und kann flexibel für verschiedene Zwecke genutzt werden.

 

Mitarbeiter*innen können zum Beispiel

  • Bruttogehaltsteile und Sonderzahlungen in das Zeitwertkonto einbringen
  • Überstunden nach aktueller, nicht nach historischer Vergütung auf das Konto übertragen
  • Auszeiten für Pflege, persönliche Projekte oder Weiterbildung finanzieren
  • Oder den Übergang in den Ruhestand vorziehen

Im Video berichten Mitarbeitende und der Personaldirektor des Ortenau Klinikums über ihre Erfahrungen mit dem Zeitwertkonto.

Das Klinikum gewann dadurch gleich doppelt. Einerseits konnten hohe Rückstellungen aus den Überstunden abgebaut werden. Andererseits stärkte das Zeitwertkonto die Attraktivität als Arbeitgeber und bot den Beschäftigten einen greifbaren Gegenwert für ihre Mehrarbeit.

 

Besonders spannend ist der Blick in die Belegschaft. Rund 17 Prozent der Beschäftigten nutzen das Zeitwertkonto bereits, Tendenz deutlich steigend.

Innovative Lösungen für die Herausforderungen im Gesundheitswesen

Fachkräftemangel, zunehmende Arbeitsverdichtung und der Wegfall klassischer Altersteilzeit erhöhen den Druck auf Kliniken. Gleichzeitig wächst der Bedarf an planbaren Auszeiten, echter Flexibilität und langfristigen Perspektiven.

Das Ortenau Klinikum, einer der größten Klinikverbünde Baden-Württembergs, hat hat früh reagiert und gemeinsam mit PensExpert ein Zeitwertkontenmodell eingeführt, das Arbeitszeit flexibilisiert, Lebenszeit zurückgibt und wirtschaftliche Vorteile für Beschäftigte und Unternehmen schafft.

Zur Case Study


 

GLS Bank Zeitwertkonto als Ausdruck einer besonderen Unternehmenskultur

 

Die GLS Bank brachte eine ganz eigene Perspektive in die Diskussion ein. Als sozialökologische Genossenschaftsbank mit starker Werteorientierung war von Anfang an klar, dass ein Zeitwertkonto nicht nur technisch funktionieren muss. Es sollte zur Kultur passen und den Anspruch einer nachhaltigen Geldanlage erfüllen.

 

Ausgangspunkt war eine klassische, aber zunehmend unpassende Regelung. Ein Teil der Belegschaft erhielt zusätzliche Urlaubstage, andere gingen leer aus. Die Regelung wurde als ungleich erlebt, sie passte nicht mehr zu einer Bank, die Fairness und Beteiligung im Leitbild verankert hat.

 

Statt nur an dieser Stellschraube zu drehen, beschlossen Geschäftsführung, Personalbereich und Vertrauenskreis gemeinsam, einen Schritt weiterzugehen. Gesucht wurde eine Lösung, die alle Mitarbeiter*innen einbezieht, Zeitguthaben für verschiedene Lebensphasen nutzbar macht, eine Geldanlage mit hohem Nachhaltigkeitsanspruch ermöglicht und die Mitbestimmung ernst nimmt.

 

Ziel war es, dass alle Mitarbeiter*innen jedes Jahr den Gegenwert einer Woche in ihr persönliches Zeitwertkonto erhalten sollen. Und dieser Bruttowert sollte streng nachhaltig und transparent angelegt werden.

Die Marktrecherche zeigte schnell, dass viele Standardangebote nicht zum Profil der GLS Bank passten, insbesondere bei der Kapitalanlage. Am Ende einer langen Analyse und Ausschreibung stand eine Partnerschaft mit PensExpert, bei der das System von PensExpert mit den nachhaltigen Anlagegrundsätzen der Bank verbunden wurde.

 

Heute können die Mitarbeiter*innen der GLS Bank Zeitguthaben und Entgeltbestandteile in ein Zeitwertkonto einbringen und in nachhaltige Fonds investieren. Je nach Alter kann der Aktienanteil variieren und wird mit zunehmender Nähe zum geplanten Einsatz der Wertguthaben behutsam reduziert. So entsteht eine optimale Kombination aus Renditechance und Sicherheit.

 

Bereits nach wenigen Jahren nehmen bereits rund 850 der 1.000 Mitarbeiter*innen am Zeitwertkonto teil. Besonders bemerkenswert ist die niedrige Fluktuation von rund sechs Prozent. Zeitwertkonten sind zwar nicht der einzige Grund dafür, aber sie werden in Bewerbungsgesprächen, Onboarding und interner Kommunikation immer wieder als positives Signal für Wertschätzung und echte Flexibilität wahrgenommen.


Was die drei Beiträge gemeinsam zeigen

 

Trotz sehr unterschiedlicher Ausgangslagen haben die Beiträge von PensExpert, Ortenau Klinikum und GLS Bank eines gemeinsam. Zeitwertkonten sind kein exotisches Nischeninstrument mehr. Sie entwickeln sich zu einem zentralen Baustein moderner Vorsorge und Personalstrategie.

 

Drei Erkenntnisse kompakt zusammengefasst:

  • Zeitwertkonten machen die abstrakte Debatte über das Rentenalter konkret. Wer über eine Brücke in die Rente, über Pflegezeiten oder Sabbaticals spricht, spricht automatisch über Zeitwertkonten als Finanzierungsinstrument.
  • Unternehmen, die Zeitwertkonten einführen, lösen nicht nur ein Vorsorgeproblem. Sie schaffen klare Regeln für Überstunden, bauen Rückstellungen ab, verbessern die Planbarkeit von Personalressourcen und erhöhen ihre Attraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte.
  • Eine gute Zeitwertkontenlösung braucht ein System. Rechtliche Struktur, kontenbasierte Verwaltung, professionelle Kapitalanlage, transparente Kommunikation und ein belastbarer Insolvenzschutz gehören zusammen. Erst dann wird aus einer Idee ein Instrument, das wirklich in der Breite funktioniert.

 

Fazit: Zeitwertkonten als Gestaltungsinstrument für die Arbeitswelt von morgen

 

Die Handelsblatt Jahrestagung Betriebliche Altersversorgung hat gezeigt, wie stark das Interesse an flexiblen Vorsorgelösungen wächst. Zeitwertkonten verbinden die Sicherheit der gesetzlichen Rente mit der Freiheit, Lebensarbeitszeit selbstbestimmt zu gestalten. Sie helfen Menschen, gesund im Beruf zu bleiben, Angehörige zu pflegen, sich weiterzubilden und den Ruhestand nach eigenen Vorstellungen zu planen.

 

Für PensExpert ist die Botschaft klar:
Zeitwertkonten sind mehr als ein Zusatzbenefit. Sie sind ein strategischer Hebel für Unternehmen, die Fachkräfte gewinnen und binden wollen, die Wertschätzung ernst meinen und die betriebliche Altersversorgung konsequent weiterdenken.

 

Wer Zeitwertkonten einführt, investiert nicht nur in Vergütungssysteme. Er investiert in Zeit, Vertrauen und Zukunftsfähigkeit.

Sprechen Sie mit uns.

Sie wollen mehr über Zeitwertkonten erfahren? Dann tragen Sie einfach Ihre Kontaktdaten in das Formular ein und wir melden uns bei Ihnen!

Ich stimme der Übermittlung, Speicherung und Verarbeitung meiner angegebenen personenbezogenen Daten zur direkten Kontaktaufnahme, Bearbeitung der Anfrage und Zustellung des Newsletters zu. Datenschutzerklärung
senden

Dies ist ein Pflichtfeld. Die Eingabe muss eine gültige E-Mail-Adresse sein. https://pensexpert.de/kontakt-danke/